Du bist angehende Autor:in und näherst dich allmählich dem Ende deines ersten Buches. Bevor es ans Selfpublishing oder die Bewerbung bei einem Verlag geht, möchtest du noch mal einen Profi drüberschauen lassen. Begriffe wie Lektorat und Korrektorat spuken dir immer wieder durch den Kopf, und du hast sie auch schon öfter in Foren gelesen. Aber wo liegt denn nun genau der Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat?
Für jene, die es eilig haben:
Ein Lektorat prüft und bearbeitet deinen Roman hinsichtlich Inhalt und Stil, ein Korrektorat widmet sich ausschließlich Textfehlern (Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung). Taucht in Kapitel 13 der Opa wieder auf, der eigentlich vor vier Kapiteln verstorben ist, wäre es z. B. nicht Aufgabe des Korrektorats, darauf hinzuweisen. 😜
Gut zu wissen: Die meisten Lektor:innen bieten Lektorat und Korrektorat im Paket an, während Korrektor:innen nicht zwangsläufig auch lektorieren.
Was ist ein Lektorat?
- Inhalt:
Wird ein Sachbuch lektoriert, widmet sich die Prüfung des Inhalts Fragen wie: Stimmen alle Daten und Fakten? Arbeitet das Buch mit aktuellen Erkenntnissen zu dem Thema? Passt die angedachte Zielgruppe, und ist das Buchthema für sie relevant? Werden alle Quellen korrekt zitiert?
Als Autor:in ist man natürlich Fachmann/-frau auf seinem Gebiet, aber auch hier ist es vollkommen normal und menschlich, Fehler zu machen und nicht an allen Stellen 100 % gründlich zu arbeiten. Zwei Paar Augen sehen mehr als eins: Der Lektor greift dir hier unter die Arme und stellt sicher, dass die Angaben, die du in deinem Buch gemacht hast, korrekt sind. 🤓👍🏼
Ein Roman wird vom Lektor auf vielen unterschiedlichen Ebenen geprüft: Sind die Charaktere authentisch oder irgendwie klischeehaft? Haben sie Stärken, Schwächen und Ziele, in die sich deine Leser:innen einfühlen können? Machen sie eine nachvollziehbare Entwicklung durch? Ergibt der Handlungsverlauf Sinn? Werden alle Handlungsstränge bis zum Schluss hin gesponnen und offene Fragen beantwortet? Falls es noch weitere Bände gibt: Befinden sich Hinweise (z. B. Cliffhanger) im Buch? Enthält das Manuskript Logiklücken, die du als allwissende Autor:in leicht mal übersiehst, ganz nach dem Motto: Du hattest es so selbstverständlich im Kopf, dass du vergessen hast, es zu schreiben. 😅
- Struktur:
Die Struktur sorgt dafür, dass sich deine Leser:innen in deinem Buch zurechtfinden und den Inhalt problemlos aufnehmen und verstehen können. Das bedeutet auch, dass sie unmittelbar das Leseerlebnis beeinflusst, denn den größten Spaß hat man natürlich, wenn man der Handlung leicht folgen kann und trotzdem nicht alles vorhersehbar ist.
Wie ist die Handlung strukturiert? Liest sich die Geschichte flüssig und sorgt für ein Leseerlebnis, an das deine Leser:innen noch in Wochen gern zurückdenken, oder wirkt die Handlung überfrachtet und chaotisch? Kam dir beim Plotten irgendwann alles wirr vor und du musstest deinen Roman wieder und wieder überarbeiten?
Wie verläuft der Spannungsbogen? Gibt es lange Phasen, in denen kaum etwas passiert, oder hast du vielleicht versucht, so viel Spannung wie möglich einzubauen? Zieht sich ein erkennbarer roter Faden durch die Geschichte?
Die Struktur deines Romans muss sowohl zum Thema als auch zur Zielgruppe passen. Als Lektorin achte ich darauf, dass deine Gliederung den Leser:innen stets Orientierung ermöglicht und in sich stimmig ist. Außerdem stellen wir sicher, dass es ein Kernthema gibt, an dem sich die Szenen entlangspinnen. Ist die Reihenfolge der Handlung logisch nachvollziehbar und durch viele Absätze und Kapitelüberschriften gegliedert? Sind die einzelnen Aspekte der Geschichte ausgewogen? So wäre es z. B. schade, wenn du einen Romantasy Roman geschrieben hast, aber ein Teil des Genres (Liebe oder Fantasy) komplett untergeht.
- Sprache:
Ob ein Text als lebendig, anschaulich, mitreißend oder als zu verschnörkelt, eintönig und langatmig empfunden wird, liegt – im Gegensatz zu Rechtschreibung und Grammatik – im Auge des Betrachters. Dein Stil ist etwas ganz persönliches, deine Handschrift als Autor:in. Deshalb finden wir gemeinsam objektive Kriterien, anhand derer wir das Beste aus deinem Schreibstil herausholen – ohne ihn zu verfremden oder der Masse anzupassen. 🦄
Wie verbessert ein Lektorat deinen Schreibstil?
🌿Textinhalt wird an Zielgruppe angepasst: Haben deine Leser:innen das nötige Hintergrundwissen, um den Inhalt eines Satzes zu verstehen? Brauchen sie mehr oder vielleicht sogar weniger Informationen? ✅
🌿Steifer Sprachstil wird aufgelockert und umständliche Formulierungen, über die deine Leser:innen stolpern könnten, werden vereinfacht. Passt der Stil zu den Figuren und der Zielgruppe? Sind die Dialoge in sich stimmig? ✅
🌿Gestaltung eines abwechslungsreichen Satzbaus ✅
🌿Hilfe bei anschaulicher & lebendiger Formulierung ✅
🌿Prüfung einer einheitlichen Erzählperspektive ✅
🌿Vermeidung von zu vielen Schachtelsätzen (Ich verstehe dich, manchmal macht es großen Spaß, komplizierte Schachtelsätze zu bauen. Und das darfst du auch! 😜 Wir achten lediglich darauf, dass es nicht überhandnimmt, denn das empfinden deine Leser:innen schnell als ermüdend und verwirrend.) ✅
🌿Fremdwörter vermeiden: Verstehen deine Leser:innen, was gemeint ist, und könnte man das einfacher ausdrücken? ✅
🌿Vermeiden von Füllwörtern, die einen Satz unnötig „aufblähen“, Wortwiederholungen, zu vielen Adjektiven, Passivkonstruktionen und langen Einschüben. ✅
🌿Korrekte Verwendung von Zeiten, z. B. Sie wussten sehr wohl, dass sich die Erde um die Sonne drehte. (Korrekt wäre: Sie wussten sehr wohl, dass sich die Erde um die Sonne dreht.) ✅
🌿Richtige Anwendung von Präpositionen, Bezügen und indirekter Rede. ✅
🎆 Durch ein Lektorat erhält dein Roman den Feinschliff und die Unterstützung, um vor Leser:innen und Verlagen umso heller zu strahlen. 🎆
Was ist ein Korrektorat?
Was im Korrektorat mit deinem Buch gemacht wird, lässt sich kurz und knapp zusammenfassen:
✅Rechtschreib- & Tippfehler werden korrigiert.
✅Grammatikalische Richtigkeit wird sichergestellt.
✅Zeichensetzung (Kommas, Anführungszeichen, Binde- und Gedankenstriche, Auslassungspünktchen (…), Leerzeichen bei Abkürzungen, Apostrophe etc.) wird geprüft und korrigiert.
Die meisten Lektor:innen bieten Pakete an, mit denen dein Roman rundum versorgt wird, d. h., da ist auch ein Korrektorat dabei, sodass du dir hinterher um Rechtschreibung, Grammatik etc. keine Gedanken mehr machen musst.
Bitte hab Verständnis dafür, dass Lektor:innen keine Maschinen sind und deshalb keine 100%ige Fehlerfreiheit garantieren können. Ab und zu rutscht auch uns mal was durch. 😉 Durchschnittlich findet ein Lektor/Korrektor 93 % aller Fehler.
Mehr zum Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat findest du außerdem hier.
Lektorat oder Korrektorat: Was braucht mein Buch?
Wie sollst du nun feststellen, ob dein Roman eher ein Lektorat oder ein Korrektorat braucht? Ganz einfach: Schau dir die oben genannten Kriterien in Ruhe an und überlege dir, in welchen Punkten du dich 100 % sicher fühlst. Vielleicht weißt du, dass du eine Kommaschwäche hast, oder du hast dich beim Plotten schwergetan und nun das Gefühl, dass deine Geschichte noch nicht so ganz rund ist?
Hast du dir schon überlegt, ob du im Selfpublishing oder bei einem Verlag veröffentlichen willst? In beiden Fällen ist es wichtig, dass dein Manuskript frei von Rechtschreibfehlern ist. Zwar lässt jeder Verlag deinen Roman lektorieren, bevor er veröffentlicht wird, trotzdem ist der erste Eindruck deines Buches entscheidend dafür, ob du überhaupt eine Zusage erhältst. Da wäre es schlecht, wenn bereits die erste Seite das reinste Fehler-Wimmelbild ist. 🙊
Zuletzt hängt die Entscheidung vom finanziellen Aspekt und der Frage danach ab, ob du dir zurzeit ein Lektorat leisten möchtest. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands ist ein Lektorat deutlich teurer als ein Korrektorat, dafür erhöht es deine Chancen auf viele positive Rezensionen bzw. die Zusage eines Verlags. Manchmal kann man aber nicht so, wie man gern möchte, da verstehe ich dich total! 🤗 Damit du schon heute aktiv werden kannst, habe ich dir meinen Leitfaden für 0 Euro zusammengestellt. Hier lernst du, wie du deinen Roman Schritt für Schritt selbst lektorierst. Damit kannst du dein Manuskript schon mal auf ein späteres professionelles Lektorat vorbereiten (das dich dann deutlich günstiger kommt 😉).
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