„Ich schreibe lieber an meinem Roman, als meine Zeit auf Instagram zu verschwenden. Ich bin Autor:in, kein Influencer.“ Wenn dir diese Gedanken bekannt vorkommen, bist du vermutlich ein Social-Media-Muffel (und mir damit gar nicht unähnlich😜). Viele Autor:innen sind eher introvertiert – und da ist Social Media die fleischgewordene Hölle. Laut, chaotisch, und in der „Wer-schreit-am-lautesten-Welt“ gehen Posts eines unbekannten Schriftstellers doch sowieso unter.
All das habe ich früher auch gedacht und mich geweigert, auf Social Media sichtbar zu werden. Leider hat mir diese Sturheit nichts gebracht, im Gegenteil. Meine Trilogie hat sich überhaupt nicht verkauft, weil schlichtweg niemand wusste, dass sie existiert.
Ein Buch geschrieben zu haben, ist die halbe Miete – aber eben nur die halbe. Damit du deinen Roman erfolgreich an die richtigen Leser:innen bringst, benötigst du eine Strategie für dein Buchmarketing. Welche Vorteile dir Social Media dabei bringt, liest du hier:
1. Buchmarketing ist Autor:innensache
Oft bekomme ich mit, dass bezüglich Buchmarketing einige falsche Erwartungen kursieren, zum Beispiel: Nur Selfpublisher müssen sich um ihr Marketing selbst kümmern. Wenn ich es schaffe, bei einem Verlag unter Vertrag zu kommen, macht der das für mich.
Dass es schwierig ist, mit dem eigenen Roman bei einem Verlag unterzukommen, ist allgemein bekannt. (Durchschnittlich wird 1 von 3.000 eingesandten Manuskripten veröffentlicht.) Natürlich ist es umso schwieriger, wenn du in einen renommierten Publikumsverlag wie Goldmann, Blanvalet, dtv, Bastei Lübbe oder Droemer Knaur willst. Den meisten angehenden Autor:innen bleibt deshalb nur die Wahl zwischen Selfpublishing und kleinen bzw. noch unbekannten Verlagen. In beiden Fällen musst du dich jedoch allein darum kümmern, deinen Roman bekannt zu machen.
Warum macht das nicht der Verlag für dich? Da es sich bei deiner Veröffentlichung vermutlich um dein erstes Buch handelt, kann noch niemand abschätzen, wie viele Exemplare tatsächlich verkauft werden. Solange nicht sicher ist, ob sich eine Investition in dich als Autor:in lohnt, können es sich (besonders unbekannte) Verlage nicht leisten, Marketing „auf gut Glück“ zu betreiben. Wenn es um deinen Roman geht, bist du daher selbst dafür verantwortlich, die Werbetrommel zu rühren.
2. Geringe Kosten
Zum Glück musst du heutzutage nicht Unsummen in Anzeigen, Flyer und Plakate stecken, sondern kannst dein Buch kostenlos bis günstig über diverse Social-Media-Kanäle bewerben.
Egal auf welcher Plattform sich deine Zielgruppe am liebsten aufhält (Facebook, Instagram, Twitter, YouTube oder TikTok): Um dir einen Account zu erstellen und darauf regelmäßig Beiträge hochzuladen, benötigst du lediglich etwas Zeit und Aufwand. Wie viel von beidem du in ein authentisches und liebevolles Buchmarketing investierst, bestimmt am Ende darüber, wie erfolgreich du wirst.
Auf Facebook kannst du bsp. nicht nur einen Account für dich als Autor:in erstellen, sondern eine eigene Gruppe für dein Buch. Darüber hinaus gibt es dort öffentliche Gruppen, denen du beitreten kannst (Autorengruppen, Hilfeforen, Buchgruppen, themenspezifische Buchgruppen, E-Book-Gruppen etc.). Aber Achtung: Nicht alle erlauben Eigenwerbung! Schau dich am besten erst mal in der jeweiligen Gruppe um und tausche dich mit anderen Mitgliedern aus.
Profi-Tipp: Wenn du etwas Geld fürs Marketing übrig hast, kannst du es mit Facebook-Ads probieren (die übrigens auf Facebook und Instagram gleichzeitig ausgespielt werden). Hierbei erstellst du eine Werbeanzeige mit einem Link zur Verkaufsplattform deines Romans. Wichtig ist vor allem, dass du genau weißt, wer deine Zielgruppe ist, also wer dein Buch gern lesen würde (umso geringer ist der Streuverlust deiner Anzeige). Ob du dafür täglich 3, 5 oder 20 Euro aufwenden möchtest, bleibt ganz dir überlassen.
3. Gezielter Zielgruppenaufbau
Wenn es um Social Media geht, rate ich dir, eine Community aufzubauen, denn wer Teil deiner Community ist, interessiert sich wahrscheinlich nicht nur für dein erstes Buch, sondern auch die folgenden. Wann immer du Werbung in Form von Beiträgen machst, erreichst du nicht nur viele Leute, sondern wirbst nachhaltig für deine Bücher und dich als Schriftsteller:in.
Zugegeben, eine Community aufzubauen erfordert viel Zeit, Geduld und vor allem Kontinuität. Am besten konzentrierst du dich auf ein bis zwei Social-Media-Plattformen, auf denen du regelmäßig Neues postest (z.B. zwei Posts pro Woche, eine Story pro Tag). Wichtig ist dabei, dass es interessant für deine Follower bleibt. Niemand interessiert sich für das zweihundertste Foto deiner morgendlichen Kaffeetasse. (Leider, sonst müsste man sich nicht andauernd den Kopf zerbrechen, was zum Geier man denn nu wieder posten soll.)
Nachdem du dir Gedanken darüber gemacht hast, wer deine Traumleser:innen sind (Alter, Geschlecht, Lieblingsgenre, -bücher, wo kaufen sie etc.) kannst du dich in deinen Posts gezielt an diese Menschen richten. Die Analyse deiner idealen Leser:innen bringt dir also nicht nur beim Marketing etwas, sondern erleichtert dir auch den Aufbau eines authentischen Social-Media-Kanals: Je genauer du dir deine Leser:innen vorstellst (was ihnen Spaß macht/was sie sich von einem guten Roman erhoffen/welches Zusatzmaterial zur Geschichte ihnen gefallen könnte), umso eher lieferst du ihnen Mehrwert.
Facebook und Twitter bieten die Möglichkeit, mithilfe von Statistiken und Analysetools den Zuwachs an Followern und die Interaktion auf deinem Kanal auszuwerten. Auf diese Weise siehst du, wann du am besten posten solltest, um möglichst viele Leute zu erreichen, und welche Posts besonders gut ankamen. (Solche solltest du also nach Möglichkeit öfter bringen.)
4. Blogger-Kooperationen
Bestimmt hast du schon mal darüber nachgedacht, dir Testleser:innen (außerhalb von Familie und Freunden) zu suchen. Das ist einerseits vor der Veröffentlichung ratsam (du möchtest ja wissen, wie dein Buch bei anderen ankommt), andererseits solltest du dich auch noch lang nach dem Erscheinungsdatum darum kümmern, viele Rezensionen zu sammeln.
Auf Social Media wirfst du diesbezüglich dein Netz nicht nur in einem wesentlich größeren Teich aus, sondern hast die Möglichkeit, neben Testlesern auch ein paar Blogger:innen mit ins Boot zu holen. Buchblogger:innen sind Meinungsbilder. Sie lesen deinen Roman, verfassen eine Rezension innerhalb eines Posts oder Videos und machen dadurch potenzielle Leser:innen auf dich aufmerksam. Die Option der Blogger-Kooperation eignet sich demnach erst, wenn dein Buch bereits fertig ist, also lektoriert und gesetzt wurde.
Wenn du dich rechtzeitig (ein paar Monate im Voraus) nach Buchblogger:innen umschaust und ihnen sagst, bis wann du die Rezension bräuchtest, kann ihr Post/Video sogar rechtzeitig zur Veröffentlichung erscheinen, sodass der Verkauf von Beginn an angekurbelt wird.
Bedenke bei alldem stets, dass die Bloggerin/der Blogger dir einen Gefallen tut, in ihrer/seiner Freizeit, und wahrscheinlich haufenweise Anfragen wie deine bekommt. Bleibe also immer freundlich und stelle sicher, dass ihr beide von der Zusammenarbeit profitiert.
Sollte die Rezension nicht so positiv ausfallen, wie du dir erhofft hast, kann dir die Bloggerin/der Blogger sicher ein paar Tipps geben, wie du es beim nächsten Roman besser machen kannst. Eine negative Rezension kratzt immer ein bisschen am Ego, das geht mir genauso, aber aus konstruktiver Kritik lernt man am meisten.
5. Du bist deinen Leser:innen nah
Durch Social Media und Smartphone ist man immer erreichbar – das kann einem manchmal gewaltig auf die Nerven gehen. Was die Beziehung zwischen deiner Community und dir betrifft, ist es aber ein entscheidender Vorteil der modernen Zeit. (Verzeihung, ich klinge schon wieder wie 75. 👵) Heute ist es so leicht wie nie zuvor, mit seinen Lieblingsautor:innen in Kontakt zu treten. Deine Leser:innen können dir Feedback und Fragen zu deinen Büchern direkt zukommen lassen und zeigen dir dadurch ganz nebenbei, wie deine Zielgruppe eigentlich tickt. Was kommt gut an/was eher nicht? Welchen Content wünschen sie sich häufiger?
Im ständigen Austausch mit deiner Leserschaft kannst du deine eigene Brand kreieren – und zwar eine, die gut ankommt und sich authentisch für dich anfühlt. Dabei spielt Storytelling eine entscheidende Rolle, denn je mehr du von dir als Persönlichkeit (Stärken, Schwächen, Ängste, Träume & Hoffnungen) in deinen Social-Media-Auftritt fließen lässt, umso enger fühlen sich deine Leser:innen mit dir verbunden – und umso interessierter sind sie an deinen zukünftigen Büchern. Du wirst für sie relatable/man kann sich mit dir identifizieren. Das kennst du vielleicht von dir selbst: Zu einer Person, die tatsächlich auf deine Nachrichten und Kommentare antwortet und sich herzlich für deine Meinung bedankt, hast du einen ganz anderen Bezug als zu einem fremden Namen auf einem Buch-Cover.
6. Gewinnspiele und Verlosungen
„Was ist denn da los, gibt’s da Bier umsonst?“, fragt mein Vater gern, wenn sich irgendwo eine Menschentraube gebildet hat. Von ungefähr kommt der Spruch nicht, denn da, wo es etwas gratis bzw. zu gewinnen gibt, ist meistens mehr los als dort, wo jemand nur von sich erzählt. Das lässt sich auch auf deinen Social-Media-Kanal übertragen. Ein Gewinnspiel bietet dir daher die Möglichkeit, mit relativ wenig Aufwand viele potenzielle Leser:innen auf dich aufmerksam zu machen.
Gestalte deine Buchverlosung individuell:
- Sollen die Teilnehmer:innen ein Rätsel lösen, eine Frage beantworten oder einfach ein Like und einen Kommentar dalassen?
- Wie viele Exemplare deiner Bücher willst du verlosen? Als Printausgabe oder E-Book?
- Kann man nur dein Buch oder weitere Goodies gewinnen (Tee, Duftkerzen, Lesezeichen, Süßigkeiten oder andere Gegenstände, die zu deiner Geschichte passen)?
- Wie lang haben Interessent:innen Zeit, sich zu bewerben? (Bei Instagram empfehle ich 1 Woche.)
Profi-Tipp: Bei meinen Verlosungen stelle ich gern die Frage, worauf die Leser:innen bei einem Roman am meisten Wert legen (z. B. eine herzzerreißende Liebesgeschichte, Humor, epische Schlachten etc.). Wenn eine Teilnehmerin/ein Teilnehmer dann Kriterien nennt, die mein Roman nicht erfüllen kann, verlose ich mein Buch lieber an jemanden, zu dessen Geschmack es besser passt. Auf diese Weise kannst du von Anfang an einigen negativen Rezensionen aus dem Weg gehen.😝
7. Leseproben als Lead-Magnet
Wenn du bereits einen Newsletter hast oder mit dem Gedanken spielst, bald regelmäßig einen zu veröffentlichen, eignet sich auch hier Social Media prima als Werbeplattform:
Um die Zahl deiner Leser:innen wachsen zu lassen, solltest du versuchen, Leads zu generieren (= Mail-Adressen sammeln). Das geht so: Du bietest potenziellen Leser:innen etwas Attraktives an, z. B. eine umfangreiche Leseprobe. Um diese zu erhalten, müssen sie sich zunächst für deinen Newsletter anmelden und geben dir in diesem Prozess ihre Mail-Adresse.
Vergiss nicht, einen Absatz zum Newsletter in deinen Datenschutz miteinzubinden. Selbstverständlich darfst du die dir anvertrauten Mail-Adressen nicht an Dritte weitergeben und bist verpflichtet, sie zu löschen, sobald sich derjenige von deinem Newsletter abmeldet.
Mehr dazu, was es beim Newsletter rechtlich zu beachten gilt, erfährst du hier.
Deinen Social-Media-Kanal kannst du dazu nutzen, die Leseprobe und/oder den Newsletter zu bewerben. Erhalten deine Abonnent:innen vielleicht zusätzliches Bonusmaterial, z. B. Spin-Offs, Kurzgeschichten, vorzeitiges Cover Reveal etc.? Wie so oft gilt hier die Regel:
Sorge dafür, dass es spannend für deine Leser:innen bleibt,
dann lesen sie auch gern von dir.
Beachte: Wenn du Selfpublisher bist, kannst du allein darüber entscheiden, wie viele Seiten deines Romans du als Leseprobe zur Verfügung stellen möchtest. Stehst du bei einem Verlag unter Vertrag, entscheidet der Verlag, ob und in welchem Umfang du Leseproben herausgeben darfst.
Fazit
Einen bis zwei Social-Media-Kanäle regelmäßig zu betreiben, kann dir sehr dabei helfen, eine Community aufzubauen und ganz nebenbei Werbung für dein Buch zu machen. Dabei ist das Nebenbei ganz entscheidend, denn deine Leser:innen folgen dir nicht, um täglich mit Werbung beschallt zu werden, sondern um mehr über deine Geschichte und dich als Autor:in zu erfahren. Frage dich daher immer: Was haben meine Leser:innen von dem Post? Welchen Mehrwert (Unterhaltung, neue Informationen, Gewinnchancen) erhalten sie?
Sei nicht entmutigt, wenn sich am Anfang erst mal gar nichts tut, du kaum Likes bekommst und die Anzahl verkaufter Bücher stagniert. Erfahrungsgemäß benötigen die meisten Projekte doppelt so viel Zeit wie ursprünglich angenommen. Es ist ganz normal, in dieser Zeit manchmal an sich zu zweifeln und alles hinschmeißen zu wollen. In den meisten Fällen lohnt es sich aber, dranzubleiben und durchzuziehen, auch wenn es Jahre dauern sollte.
Schreib mir in die Kommentare, wenn dir der Artikel weiterhelfen konnte, und teile ihn mit anderen Lesemäusen und Schreibwütigen. 😊🌸
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