Was du als Selfpublisher:in nach dem Lektorat tun (lassen) musst, bevor du dein Buch veröffentlichen kannst
Für mich als Lektorin ist es ganz logisch, wie es mit einem Manuskript weitergeht, nachdem es lektoriert wurde (besser wär’s, immerhin habe ich Buchwissenschaft studiert). Im Gespräch mit einem meiner Autoren neulich stellte ich fest, dass das lange nicht für jeden vollkommen logisch ist und nicht jeder wissen kann, welche Leistungen zu einem Lektorat gehören – und welche nicht. Da kann es schon mal passieren, dass ein Roman unformatiert, mit Flattersatz, Rechtschreibfehlern und viel zu großer Schriftgröße veröffentlicht wird, weil niemand dem Autor gesagt hat, dass ein Lektorat zwar eine wichtige Etappe, aber eben noch nicht der letzte Schritt auf dem Weg zur Veröffentlichung ist.
Damit es dir nicht genauso ergeht, habe ich dir eine Checklist mitgebracht, anhand derer du dich orientieren kannst – damit du vorbereitet ins Selfpublishing gehst und weißt: It’s all done.
Selfpublisher zu sein bringt viele Vorteile und große Freiheiten mit sich, aber eben auch die Bürde, sich eigenständig über jeden noch so kleinen Vorgang informieren und die meiste Arbeit allein machen zu müssen. Besonders wenn man neu auf dem Gebiet ist oder sich eher unfreiwillig fürs Selfpublishing entschieden hat (z. B. weil man von Verlagen nur Schweigen oder Absagen kassiert hat), hat man erst mal keine Ahnung, was da auf einen zukommt und wo man überhaupt anfangen soll.
Die gute Nachricht: Selfpublishing ist nicht schwer, wirklich nicht,
benötigt aber viel Geduld.
Die schlechte: Nach dem Lektorat ist dein Buch noch nicht druckreif. Der Inhalt schon, diesen hast du gemeinsam mit deiner Lektorin/deinem Lektor in Topform gebracht und brauchst dir diesbezüglich keine Sorgen mehr zu machen. Aber jedes Buch, egal ob als Printausgabe oder E-Book, besteht nicht nur aus Inhalt, sondern auch aus einem Medium, um das du dich kümmern musst. Deine Geschichte kann noch so gut sein: Ist das Cover schei*e, die Schriftart wenig leserfreundlich und das Schriftbild eine Katastrophe, werden die Leser:innen das Buch automatisch schlechter bewerten, als wenn all diese Faktoren vor der Veröffentlichung berücksichtigt worden wären.
Es kommt nicht nur auf den Inhalt an, sondern genauso auf das Drumherum.
1. Korrektorat
Das Wichtigste zuerst: Korrektorat und Lektorat sind nicht das Gleiche. Während sich das Lektorat ganz auf sämtliche Aspekte des Inhalts und der Sprache konzentriert (Spannungsbogen, Charakterentwicklung, Sprachstil etc.), kümmert sich das Korrektorat darum, dass keine Rechtschreib-, Grammatik- und Interpunktionsfehler (falsch gesetzte Satzzeichen) im Text vorhanden sind. Wie auch beim Lektorat reicht es dementsprechend nicht, einen Bekannten oder Freund „mal drüberschauen“ zu lassen – es sei denn, besagter Freund kennt die Regeln des Dudens in- und auswendig und weiß immer ganz genau, wo ein Komma sein darf und wo nicht.
Rechtschreib- und Grammatikfehler lassen ein tolles Buch schnell minderwertig wirken und nerven beim Lesen. Damit du als Selfpublisher mit den Produktionen namhafter Verlage mithalten kannst, lohnt sich die Investition in ein professionelles Korrektorat.
Manche Lektor:innen bieten Korrektorate an, andere nicht, und bei manchen (so auch bei mir) kommt es ganz auf die gebuchte Dienstleistung an, ob Lektorat & Korrektorat als Kombi erfolgen. Frag am besten noch mal nach, falls aus der Website der Lektorin/des Lektors nicht genau hervorgeht, ob in deinem Lektorat auch ein Korrektorat inbegriffen ist.
Profi-Tipp: Auch ein Lektor kann „betriebsblind“ werden, wenn er deinen Text schon ein- oder zweimal bearbeitet hat, wodurch er dann beim Korrektorat so manchen Schreibfehler überliest. Um sicherzugehen, dass so etwas nicht passiert, kannst du für das Korrektorat eine zweite Person engagieren, die mit frischem Blick an die Sache rangeht und Fehler schneller bemerkt. Bitte bedenke trotzdem, dass Menschen keine Maschinen sind und dir niemand eine 100%-ige Fehlerfreiheit garantieren kann und darf. Gründliche Lektor:innen bzw. Korrektor:innen entdecken ca. 95 von 100 Fehlern.
Meine Empfehlungen:
2. Formatierung
Lektor:innen sind keine Setzer:innen (zumindest meistens nicht – falls doch, steht das ausdrücklich auf der Website). Das bedeutet, dass deine Geschichte auch nach einem professionellen Lektorat höchstwahrscheinlich in einem eher chaotischen Word-Dokument wohnt, das man in dieser Form leider keiner Leserschaft zumuten kann. Die Typografie (also die Gestaltung einer gedruckten Seite) beeinflusst neben dem Inhalt maßgeblich, wie wir das Leseerlebnis empfinden. Das kennst du sicher von dir selbst: Sobald der schönste und spannendste Roman in winzig kleiner Schnörkelschrift gedruckt wurde und sich über 800 Seiten erstreckt, hat man schon keine Lust mehr, bevor man überhaupt angefangen hat.
Der Satz eines Buches trägt dazu bei, wie lesbar ein Text ist, ob die Augen mit der Zeit müde werden und ob du allgemein Freude am Lesen hast.
Vielleicht kennst du das Problem: Du hast dir tagelang die Mühe gemacht, dein Word-Dokument eigenhändig zu formatieren, lädst es nun stolz bei Amazon hoch – und alles ist wieder krumm und schief. Damit das nicht passiert, lohnt es sich, eine professionelle Setzerin/einen professionellen Setzer zu engagieren. Hinterher erhältst du ein Dokument, das quasi „idiotensicher“ ist, in anderen Medien nicht verrutschen kann und dazu beiträgt, deinen Leser:innen viele schöne Stunden zu bescheren.
Was gehört alles zur Formatierung?
- Schriftart und -größe
- Zeilen- und Absatzabstand
- Einzüge/Einrückungen
- Seitenränder
- Silbentrennung
- Zeilen- und Seitenumbrüche
- Kopf- und Fußzeile
- Anführungszeichen
- Satzspiegel
Profi-Tipp: Wenn du deiner Setzerin/deinem Setzer unnötige Arbeit und Ärger ersparen möchtest, gehe sehr sparsam mit Absätzen und Leerzeilen um! Auch Einrückungen, etwa bei Dialogen, fügst du am besten nicht selbst ein (und schon gar nicht mit Leerzeichen), sondern überlässt diese Arbeit dem Profi.
Meine Empfehlungen:
3. Design
Klingt oberflächlich, ist aber wahr: Wenn es ums Verkaufen geht, sind die ersten paar Sekunden entscheidend, denn: Sowohl im Buchladen als auch in der Trefferliste eines Onlineshops ist das Cover das Erste, was deine Leser:innen von deinem Roman zu sehen bekommen. Zu diesem Zeitpunkt wissen sie noch rein gar nichts über den Inhalt, kennen den Klappentext nicht und entscheiden allein anhand der Ästhetik, ob sie Lust haben, etwas über den Inhalt zu erfahren, indem sie den Klappentext lesen. Vom Kauf deines Buches sind sie noch weit entfernt.
Das klingt ernüchternd und ist es auch, aber in einer Welt, in der – begünstigt durch zahlreiche Verlage und die Möglichkeit des Selfpublishing – täglich mehrere tausend (!) Bücher erscheinen, bleibt Autor:innen gar nichts anderes übrig, als sich so gut wie möglich von der Masse abzuheben, und zwar durch eine authentische, spannend erzählte Geschichte sowie ein optisch ansprechendes und clever vermarktetes Buch.
Bist du nun mit dem Inhalt und dem Textlayout zufrieden, verdient dein Buch eine wunderschöne Hülle, mit der es potenzielle Leser:innen ansprechen kann. Sofern du nicht über geniale Design-Kenntnisse verfügst, ist es nun an der Zeit, auf die Suche nach einem Cover-Designer zu gehen.
Profi-Tipp: Cover-Designer:innen sind, ähnlich wie Lektoren, meist auf viele Monate ausgebucht. Wenn du also ein bestimmtes Datum im Kopf hast, wann dein Buchbaby das Licht der Welt erblicken soll, lohnt es sich, dich frühzeitig anzumelden.
Meine Empfehlungen:
4. Veröffentlichungsplattform
Zunächst gilt es, dir Gedanken zu den Hard-Facts/Buchmetadaten zu machen:
- Wie lautet der endgültige Titel/Untertitel?
- Möchtest du ein Pseudonym oder deinen richtigen Namen als Autorennamen nutzen?
- Welche Keywords passen zum Inhalt und können in den Verkaufskanälen verwendet werden? (Beispiele: Zeitreise ins 18. Jahrhundert, Fantasyroman für junge Frauen, Liebesroman in Kanada)
- Verfasse einen Klappentext sowie eine eine (ca 1-seitige) Inhaltsbeschreibung.
- Besorge dir eine ISBN (wichtig, wenn dein Buch vom Buchhandel und Bibliotheken gefunden werden soll).
Je nachdem, ob du dein Buch als Printausgabe (= Druck-PDF-Format), E-Book (= EPUB-Format) oder beides veröffentlichen möchtest, solltest du nun die geeigneten Dateiformate erstellen und dich anschließend auf die Suche nach dem passenden Anbieter machen – Selfpublishing-Plattformen gibt es nämlich so einige.
Einen Blogartikel darüber, welcher Anbieter welche Vor- und Nachteile bietet, findest du bald schon hier.
5. Marketing
Neben einer spannenden Geschichte und einem ästhetisch ansprechenden Cover gehört das Marketing zu den wichtigsten Säulen eines erfolgreichen Buches. Deshalb solltest du dir schon während des Schreibens eine Promotionsstrategie überlegen und deine potenzielle Leserschaft am Entstehungsprozess teilhaben lassen. Nutze Social Media, erstelle eine Autorenwebsite, Werbematerialien (Buchtrailer und Teaser) und suche nach Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Buchbloggern, Buchclubs oder anderen Autor:innen, um dein Buch bekannt zu machen.
6. Leserfeedback sammeln
Egal ob dein Buch schon offiziell veröffentlicht ist oder bisher nur als Word-Datei auf deinem PC „rumgurkt“: Leser:innen helfen! Bitte Freunde, Familie und fremde Menschen aus dem Internet (z. B. bei einer Leseaktion auf Lovelybooks oder Instagram), deinen Roman zu lesen und dir ihre ehrliche Meinung mitzuteilen. Das Einzige, was du dabei beachten solltest: Deine Versuchskaninchen sollten gern lesen und sich außerdem mit deinem Genre auskennen. Ein Fan von Horrorromanen kann vielleicht nichts mit einem Liebesroman anfangen und bricht nach 30 Seiten ab. In diesem Fall liegt es nicht an deinem Talent als Autor:in, sondern schlichtweg an der (falschen) Zielperson.
Orientiere dich bei der Suche nach Testleser:innen an deiner Zielgruppe. Auf diese Weise erhältst du wertvolles Feedback, das dir dabei hilft, dein zukünftiges Schreiben und Marketing zu verbessern.
Folgende Fragen können deinen Beta-Lesern helfen:
- Was hat dir am Hauptcharakter gefallen/nicht gefallen?
- Konntest du die Gefühle des Protagonisten gut nachempfinden?
- Konntest du dir das Setting gut vorstellen?
- Wie hast du dich gefühlt, nachdem du das Buch zu Ende gelesen hattest?
- Empfandst du die Handlung als spannend, oder hast du das Buch oft zur Seite gelegt?
- Würdest du gern mehr von mir lesen?
- Blieben Fragen offen/Hat dir etwas gefehlt?
- Erschien dir etwas unlogisch?
- Konnte dich die Handlung überraschen?
- Was würdest du am Schreibstil verbessern?
- …
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